
Wie du den Mut zur ersten Leinwand findest – 5 sanfte Wege ins Malen
Es gibt diesen Moment, den jeder Künstlerin kennt:
Die weiße Leinwand liegt vor dir. Sie ist makellos, rein – und irgendwie einschüchternd.
Plötzlich stellen sich Fragen ein: „Was, wenn es nicht gut wird? Was, wenn ich mich vertue? Was, wenn…?“
Und genau hier beginnt oft das Zögern – manchmal so lange, dass der Pinsel gar nicht erst in die Hand genommen wird.
Aber weißt du was? Die Leinwand wartet nicht auf Perfektion. Sie wartet auf dich. Auf deinen ersten Strich, deine Farbe, deinen Ausdruck.
Mut heißt in diesem Moment nicht, dass du schon alles kannst. Mut heißt, trotz Unsicherheit anzufangen.
Ich möchte dir zeigen, wie du diese Hürde spielerisch überwindest:
Mit kleinen Schritten, einfachen Techniken und einer Portion Experimentierfreude.
Denn der Anfang muss nicht groß, geplant oder „richtig“ sein – er darf leicht und unperfekt sein.
Oft reicht schon ein Stück Kreide, ein Schwamm oder eine Lieblingsfarbe, um die Angst vor der weißen Fläche zu verlieren.
In meinen Workbooks wie „Intuitives Malen – Loslassen & Anfangen“ findest du genau solche Einstiegsübungen.
Aber heute gebe ich dir hier schon meine liebsten Tipps, um den Mut zu finden – und einfach loszulegen.
1. Fang klein an – im wahrsten Sinne
Eine große Leinwand kann überwältigend wirken. Statt gleich ein 100 x 120 cm Werk anzugehen, nimm dir eine kleine Leinwand oder sogar einfach dickeres Papier.
Das hat zwei Vorteile:
- Der Druck sinkt. Auf einem kleinen Format trauen wir uns eher, etwas auszuprobieren.
- Du bist schneller im Tun. Du kannst mehrere Versuche machen, statt dich an einem einzigen Bild festzubeißen.
💡 Mein Tipp: Ich habe selbst oft mit Mini-Formaten gearbeitet, wenn ich eine kreative Blockade hatte. Manchmal male ich gleich fünf kleine Bilder nebeneinander – ohne Anspruch, dass eines davon „gelingt“. Es geht nur ums Anfangen.
2. Wähle nur eine oder zwei Farben
Zu viele Möglichkeiten können blockieren.
Begrenze deine Farbwahl bewusst auf 1–2 Töne (plus Weiß oder Schwarz) – das nimmt dir die Qual der Wahl und schenkt Klarheit.
Das Schöne: Auch mit wenigen Farben kannst du Tiefe und Spannung erzeugen. Du lernst, Farbabstufungen, Schattierungen und Kontraste bewusst zu setzen.
📖 Passend dazu: In meinem Workbook „Farbe. Ruhe. Ich.“ zeige ich, wie du mit nur einer Farbe arbeitest und trotzdem abwechslungsreiche, lebendige Bilder erschaffst.
3. Starte mit einer Bewegung, nicht mit einem Plan
Einer der größten Hemmschuhe ist der Gedanke: „Ich weiß nicht, was ich malen soll.“
Doch Malen muss nicht mit einer fertigen Idee beginnen. Es darf mit einer Geste beginnen.
Vielleicht ist es ein breiter Pinselstrich, ein Tupfer mit dem Schwamm oder ein Kratzer mit dem Spachtel.
Wenn du die Bewegung in den Vordergrund stellst, kommst du automatisch ins Tun – und oft entwickeln sich daraus ganz von selbst Formen, Flächen und Stimmungen.
💡 Mein Tipp: Ich liebe es, mit einem alten Spachtel einfach Farbe quer über die Leinwand zu ziehen. Ohne Ziel, ohne Druck. Manchmal ist genau dieser erste, unperfekte Strich der Beginn einer spannenden Bildgeschichte.
4. Erlaub dir, zu übermalen
Viele haben Angst vor „Fehlern“. Aber in der Malerei gibt es keine Fehler – nur Zwischenschritte.
Du darfst jederzeit übermalen, verändern, Spuren verwischen oder neu setzen.
Dieses Wissen nimmt dir die Last, gleich „das perfekte Bild“ zu erschaffen.
Oft male ich drei, vier Schichten, bevor ich mich mit einem Bild zufrieden fühle. Manche Werke überarbeite ich Monate später noch einmal komplett. Und weißt du was? Diese Schichten geben Tiefe und Charakter.
📖 Passend dazu: In meinem Workbook „Vom Chaos zur Klarheit“ findest du Übungen, die dir helfen, dein Bild schrittweise zu entwickeln – und dich nicht von einer „misslungenen“ Phase entmutigen zu lassen.
5. Mach dir den Anfang leicht – mit Ritualen
Ein leeres Atelier, eine stille Leinwand – manchmal braucht es einen kleinen Anker, um ins Malen zu kommen.
Das kann ein kurzes Ritual sein:
- Eine Tasse Tee kochen
- Deine Lieblingsschürze anziehen
- Einen bestimmten Pinsel in die Hand nehmen
- Drei tiefe Atemzüge, bevor du den ersten Strich setzt
Solche Rituale signalisieren deinem Körper und Geist: Jetzt beginnt der kreative Raum.
Sie helfen dir, den Übergang vom Alltag ins Malen sanft zu gestalten.
📖 Passend dazu: Mein Workbook „Rituale fürs kreative Arbeiten“ enthält viele solcher Einstiege, die dich in den Malfluss bringen.
Mein persönlicher Anfang
Ich erinnere mich noch gut an meine erste Leinwand.
Ich war unsicher, ängstlich, fast ein bisschen ehrfürchtig vor diesem weißen Nichts.
Doch als ich den ersten Pinselstrich setzte – in einem tiefen Blau – war es, als würde ein Knoten platzen. Die Farbe zog mich hinein, und plötzlich war alles möglich.
Heute weiß ich: Anfangen ist immer ein Sprung ins Unbekannte – und genau darin liegt die Magie.
Übung zum Ausprobieren – „Die 10-Minuten-Leinwand“
- Materialien bereitlegen: Eine kleine Leinwand oder Papier, 1–2 Farben, Pinsel oder Spachtel.
- Timer auf 10 Minuten stellen.
- Loslegen: Ohne Plan, nur mit Bewegungen arbeiten.
- Aufhören, wenn der Timer klingelt – egal, ob das Bild „fertig“ ist.
- Ansehen und benennen: Gib deinem Werk einen spontanen Titel.
💬 Diese Übung ist perfekt, um die Angst vor dem ersten Strich zu verlieren. Oft entstehen dabei überraschend spannende Bilder.
Fazit
Mut zur Leinwand bedeutet nicht, dass du keine Angst hast.
Es bedeutet, trotz der Angst zu beginnen – mit kleinen Schritten, wenigen Farben, spielerischen Bewegungen und dem Wissen, dass alles verändert werden darf.
Jede Leinwand ist eine Einladung. Nicht zu Perfektion, sondern zu Begegnung – mit der Farbe, der Bewegung und dir selbst.
Wenn du dir für den Anfang mehr Unterstützung wünschst, schau gern in meinen Workbooks vorbei.
Dort findest du Schritt-für-Schritt-Anleitungen, inspirierende Übungen und kleine kreative Mutmacher, die dich sanft ins Malen begleiten.
📖 Empfohlene Workbooks zu diesem Thema:
- Intuitives Malen – Loslassen & Anfangen
- Farbe. Ruhe. Ich.
- Rituale fürs kreative Arbeiten