Was mich inspiriert – draußen, innen, zwischen den Zeilen

Was mich inspiriert – draußen, innen, zwischen den Zeilen

Es gibt Fragen, die man als Künstlerin immer wieder gestellt bekommt: „Woher nimmst du deine Inspiration?“ oder „Wie kommst du auf deine Ideen?“
Und jedes Mal merke ich: Es gibt keine schnelle, einfache Antwort. Inspiration ist für mich nicht nur ein plötzlicher Geistesblitz oder ein Bild, das mir in den Kopf springt. Sie ist ein Zusammenspiel aus so vielen Ebenen – draußen, innen, und manchmal auch irgendwo dazwischen.

Ich möchte dich in diesem Artikel mitnehmen auf eine kleine Reise: durch die Natur, durch mein Inneres und durch die Räume zwischen den Zeilen. Dort, wo Worte fehlen und Bilder sprechen.


1. Draußen – die Inspiration der Welt um mich herum

Wenn ich draußen bin, dann beginnt alles mit einem Atemzug. Mit dem Geräusch von Wind, mit dem Rauschen der Blätter, mit dem Spiel von Licht und Schatten.

Die Natur ist für mich wie ein lebendiges Atelier. Ich finde dort keine fertigen Motive im klassischen Sinn, sondern Stimmungen. Farben, die miteinander tanzen. Strukturen, die Geschichten erzählen. Ein Stück Rinde, das an eine Landschaft erinnert. Ein Moospolster, das die Stille einer ganzen Welt in sich trägt.

Manchmal reicht schon ein Spaziergang, um den Kopf frei zu bekommen. Ich schaue auf den Boden, sehe Muster von Steinen, Linien von Rissen im Asphalt. Ich schaue nach oben, sehe Wolken, die sich in Schichten übereinanderlegen. Alles ist voller Formen, Rhythmen, Wiederholungen. Und genau das fließt in meine Kunst.

Farben aus der Natur

Besonders Farben nehme ich draußen intensiv wahr.
Das satte Grün im Sommer, das im Schatten fast schwarz wirkt.
Das warme Gold der tiefstehenden Sonne.
Das gebrochene Grau, wenn Regenwolken aufziehen.

Diese Farben sind nie so glatt wie die, die aus der Tube kommen. Sie sind voller Nuancen, voller Mischungen, voller Geheimnisse. Und genau das inspiriert mich, in meinen Bildern nicht nur „Rot“ oder „Blau“ zu verwenden, sondern Mischungen, Schichtungen, Übergänge.

Strukturen zum Greifen nah

Auch Strukturen sind für mich ein Geschenk der Natur. Die raue Oberfläche eines Steins, die feinen Linien eines Blatts, die unregelmäßigen Muster von Wasser im Sand. Oft arbeite ich mit Alltagsmaterialien, um diese Strukturen auf der Leinwand sichtbar zu machen. Verpackungspapier, Folien, Stoffstücke – sie alle tragen Spuren, die an das erinnern, was draußen zu finden ist.


2. Innen – die Inspiration der eigenen Gefühle

Doch Inspiration ist nicht nur das, was ich sehe. Sie ist auch das, was ich fühle.
Es gibt Tage, da kann ich draußen die schönsten Farben sehen – und doch spüre ich nichts. Dann weiß ich: Ich muss nach innen schauen.

Gefühle als Farbwelten

Jede Emotion hat für mich eine Farbe, manchmal auch mehrere. Wut ist für mich nicht nur Rot, sondern auch Schwarz und tiefe, harte Linien. Freude ist nicht nur Gelb, sondern ein Tanz aus Licht und Bewegung. Trauer ist ein Blau, das sich wie Nebel über die Leinwand legt.

Wenn ich male, dann male ich oft nicht „etwas“, sondern „mit etwas“: mit einer Stimmung, mit einem Gefühl, mit einem inneren Klang. Das Bild wird dann zu einem Resonanzraum.

Malen als Spiegel

Manchmal überraschen mich meine eigenen Werke. Ich sehe am Ende etwas, das ich gar nicht bewusst geplant habe. Dann spüre ich: Da hat mein Inneres gesprochen, ohne dass mein Kopf im Weg stand. Dieses Gefühl ist für mich die ehrlichste Form von Inspiration.

Stille als Quelle

Innen heißt für mich aber auch: Stille.
Manchmal inspiriert mich nicht ein Gedanke oder ein Gefühl, sondern genau das Gegenteil – die Leere. Wenn ich mich hinsetze, nichts will, nichts muss, dann öffnen sich Räume. Aus dieser Leere heraus entsteht oft etwas Neues, das ich vorher nicht hätte planen können.


3. Zwischen den Zeilen – Inspiration in Begegnungen, Worten und Momenten

Und dann gibt es noch diesen dritten Raum: die Zwischenräume.
Es sind die kleinen Momente, die nicht laut sind, die man leicht übersehen könnte. Aber genau dort liegt oft meine größte Inspiration.

Begegnungen

Ein Gespräch mit einem Freund, ein Satz, den jemand im Vorbeigehen sagt – das kann etwas in mir zum Schwingen bringen. Ich male dann nicht das, was gesagt wurde, sondern das, was dahinter lag: die Stimmung, die unausgesprochene Sehnsucht, die kleine Wahrheit zwischen den Worten.

Bücher und Musik

Auch Bücher inspirieren mich – aber nicht immer die ganze Geschichte, oft nur ein einzelner Satz, ein Bild, ein Gedanke. Ebenso Musik: Manchmal ist es ein Rhythmus, der meinen Pinsel führt, manchmal eine Melodie, die in Farben übersetzt werden will.

Der Alltag

Sogar der Alltag ist voller Inspiration:
Der Kaffeeduft am Morgen, das Knarren einer alten Tür, das Spiel von Licht im Wasserglas. Wenn man aufmerksam schaut, steckt überall Poesie.


4. Der Weg der Inspiration – kein gerader Pfad

Manchmal kommt Inspiration wie ein Blitz. Ein Bild ist sofort da, ich muss nur noch die Farben greifen.
Manchmal kommt sie leise, fast unbemerkt. Ein winziger Gedanke, der erst nach Tagen oder Wochen wächst.
Und manchmal bleibt sie aus. Dann heißt es: Warten, Raum geben, weitermachen.

Ich habe gelernt: Inspiration lässt sich nicht erzwingen. Aber ich kann sie einladen. Durch Rituale, durch Spaziergänge, durch das bewusste Wahrnehmen.


5. Mein Atelier – ein Raum zwischen außen und innen

Mein Atelier ist für mich der Ort, an dem sich draußen, innen und zwischen den Zeilen verbinden.
Hier bringe ich die Natur mit hinein – durch Materialien, durch Fundstücke, durch die Farben, die ich draußen entdeckt habe.
Hier begegne ich mir selbst – mit meinen Gefühlen, meiner Stille, meinen Fragen.
Und hier lasse ich mich von dem inspirieren, was zwischen den Zeilen liegt – von einem Lied, von einem Gespräch, von einer Erinnerung.


6. Inspiration im Prozess

Wichtig ist mir: Inspiration endet nicht am Anfang. Sie begleitet mich durch den ganzen Prozess. Oft verändert sie sich, während ich male.
Ein Bild, das als „ruhig“ begonnen hat, kann sich in ein wildes, kraftvolles Werk verwandeln. Oder umgekehrt.
Inspiration ist kein festes Ziel. Sie ist ein Fluss.


7. Tipps für dich – wie du deine Inspiration findest

Vielleicht fragst du dich: Und wie finde ich meine eigene Inspiration?
Hier ein paar Wege, die dir helfen können:

  1. Geh raus. Schau dir die Welt an – nicht mit den Augen des Fotografen, sondern mit den Augen des Malers. Achte auf Farben, Strukturen, Stimmungen.
  2. Schau nach innen. Frag dich: Was fühle ich gerade? Welche Farbe, welche Linie passt dazu?
  3. Sammle Zwischenmomente. Schreib dir Sätze auf, die dich berühren. Halte kleine Alltagsmomente fest.
  4. Sei geduldig. Inspiration braucht manchmal Zeit.
  5. Spielerisch bleiben. Lass los von Perfektion. Inspiration liebt Freiheit.

8. Workbooks als Begleiter

Wenn du Lust hast, tiefer in diese Themen einzutauchen, dann könnten meine Workbooks für dich interessant sein.


Zum Beispiel:

  • „Farbgefühl“ – hier geht es darum, deine ganz persönliche Farbwelt zu entdecken.
  • „Spurensuche“ – wenn dich Strukturen und Alltagsmaterialien faszinieren.

Sie alle sind wie kleine Türen – hinein in die Welt deiner eigenen Inspiration.


9. Fazit – Inspiration ist überall

Am Ende bleibt für mich: Inspiration ist kein Ort, an dem man suchen muss. Sie ist ein Zustand. Eine Offenheit. Ein Lauschen.
Sie lebt draußen, in der Natur.
Sie lebt innen, in den Gefühlen.
Und sie lebt zwischen den Zeilen, in den leisen Momenten des Lebens.

Vielleicht ist Inspiration gar kein „Ding“, das man haben muss, sondern eine Haltung.
Eine Haltung, die sagt: Ich bin bereit, zu sehen. Ich bin bereit, zu fühlen. Ich bin bereit, mich überraschen zu lassen.

Und genau dort beginnt Kunst.

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